Das Leben mit der Natur ist einfach das bewusste Wahrnehmen des Lebens - das Wahrnehmen der Pflanzen, der Tiere, der Vögel, der Insekten, der Steinen und Erde, des Wassers, der Luft, des Feuers - und die Begegnung mit ihnen in Respekt und Ehrfurcht für die Einmaligkeit deren Schöpfung. Dafür braucht es nichts anders als eine wahrhaftig demütige Haltung und die Akzeptanz, dass wir Menschen zu diesem Ganzen als unzertrennlichen Anteil dazu gehören.

Kleine Rituale können dazu als Rahmen für die Verbindung mit der ursprünglichen Naturelementen und das Erlangen der inneren Stille und der Fokussierung dienen, sind jedoch keine zwingende Bedingung. Wichtig dabei ist allein die Offenheit im Herzen und die Bereitschaft stets zuzuhören – Gott, die Natur, der Große Geist spricht ununterbrochen mit uns … Große Rituale können die Absicht mehrerer Menschen bündeln und so eine Erschütterung des Energiegeflechtes in dem wir uns alle als Lebewesen befinden bewirken. Große Rituale sind wie die Stimmen eines eingeübten Chors, die die Stille durchdringen und eine heilige und heilende Schwingung erzeugen. Rituale werden für alle Wesen durchgeführt. Das Individuum findet seinen Platz nur im Kontext aller seinen Verwandten/Anteilen des Ganzen – seien diese Menschen, Pflanzen, Tiere oder Wesenheiten jeglicher materieller oder immaterieller Art.

Wichtig ist es jedoch dabei stets bewusst zu haben, dass Rituale, kleine wie große, nur Werkzeuge sind, die sehr gut auf dem jeweiligen persönlichen Weg der spirituellen Entwicklung unterstützen können - dass sie jedoch nicht der Inhalt und schon gar nicht das Ziel des Weges sind, sondern nur Hilfsmittel, auf die verzichtet werden kann, wenn es einem bewusst wird, dass sie nicht mehr notwendig sind. Wann das ist, das muss jeder für sich in dem Wissen entscheiden, dass unbewusst verwendet, auch sehr hilfreiche Werkzeuge und Paradigmen sehr leicht zu Dogmen werden können, die einem eher hinderlich im Weg stehen als das Fortschreiten zu ermöglichen.

In Verbindung mit der Natur wird oft Schamanismus  erwähnt. Was ist Schamanismus? Schamanismus ist eine Lebensart. Der Name leitet sich aus dem Namen des Schamanen ab. Der Schamane ist, ursprünglich für die Völker die aus dem Norden Asiens stammen, der Inbegriff des geistigen Vermittlers. Der Schamane ist kein Priester auch wenn er mit Gott oder dem Großen Geist redet, er ist kein Zauberer auch wenn er über Mittel verfügt und anwendet die an Zauberei erinnern, er ist kein Druide auch wenn er auf das Wissen über alle Dinge zugreifen kann. Der Schamane ist nur ein Mensch – ein Mensch der sich als Kommunikationskanal zwischen den Welten, zwischen den verschiedenen parallelen Wirklichkeiten willentlich zur Verfügung stellt. Diese Welten, auch wenn sie für die meisten von uns unbewusst erahnt und erspürt werden, bleiben auf der bewussten Ebene meist unerreichbar – laut der Überlieferung nimmt der Schamane diese Welten jedoch bewusst wahr und kann absichtlich während eines Rituals dorthin und zurück reisen. Dabei stellt ein Ritual seine Route mit seinen Stationen dar, an der der Schamane auf seine Reise festhalten kann um unterwegs nicht verloren zu gehen und auch wohl erhalten zurück kehren zu können. Gerade das ist für die meisten Menschen unbegreiflich und wird deswegen, aus Mangel an handfesten Beweise, als Humbug und Täuschung abgetan.

Fakt bleibt, dass der Schamane ein Mensch wie jeder andere ist. Doch, ein Schamane hat seinen Schicksal akzeptiert, dass er nicht nur ein gewöhnlicher Mensch sein kann, denn er, zusätzlich zu seinem ganz gewöhnlichen Menschdasein, noch eine besondere Aufgabe für die Menschheit zu Erfüllen hat, und er diese Aufgabe als seine eigentliche, wahre Bestimmung angenommen hat. Allerdings, selten nimmt ein Schamane seine Bestimmung freiwillig an – nicht der der sich selber als solcher sieht ist ein Schamane, sondern der der dazu berufen wird und von seiner Gemeinschaft als Schamane anerkannt wird. Nicht selten sind die Erfahrungen, die zu einer Offenbarung als Schamane führen, für den Betroffenen sehr unangenehm, beängstigend und ja, sogar lebensbedrohlich… Es heißt, dass ein Mensch „sterben“ muss, um als Schamane wiedergeboren zu werden… und auch wenn hier nur der rituelle Tod gemeint ist, gibt es oft Menschen die erst durch das Erleben reellen Nahtoderfahrungen zu Schamanen wurden… denn sie standen dadurch an der Grenze zwischen den Welten und konnten erst dann diese Grenze auch bewusst wahrnehmen…

Es ist allerdings nicht unbedingt notwendig selbst ein ausgewiesener Schamane zu sein, um sich mit dem schamanischen Wissensparadigma auseinander zu setzen und es in das eigene Leben zu integrieren. Was ist der Schamanismus für jedermann? Worauf besteht die Grundlage der schamanischen Lebensweise? Anscheinend kein einfaches Thema – die Theorie, wenn gelesen, ist haarsträubend, die Umsetzung anfänglich sehr ungewohnt und umständlich. Jedoch, bei entspannterer Betrachtung, ist nur die eigene innere Einstellung zum Leben um die es dabei geht. Etwas, was wir alle intuitiv im Inneren als natürlich empfinden, verlangt danach auch im Äußeren bewusst gelebt zu werden: der Respekt gegenüber der Natur und uns selbst.

Die schamanische Lebensart basiert auf dem Prinzip der Wert-Gleichheit für alles was existiert – alles ist einmalig und doch alles kann nur zusammen und nur mit allem im Einklang existieren – das Ungleichgewicht im Kleinen zieht das Ungleichgewicht im Großen nach sich. Will man die große Welt heilen, dann fängt man damit bei sich selbst und seine kleine Welt an, indem man sich und die eigene Welt bewusst wahrnimmt und sich als unzertrennlichen Teil der Natur ansieht. Der Spruch „alles ist eins“ wird in der schamanischen Lebensart wortwörtlich gelebt.

Zwischen Schamanismus und aller bekanntesten Weltanschauungen und spirituellen Praktiken, wie Judaismus, Christentum, Islam, tibetisches oder Zen-Buddhismus oder Taoismus gibt es große Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten – ist doch immer die Rede von dem „Eins sein“ und dem „Einklang im Kleinen wie im Großen“, von „Unten wie Oben“ und von der „großen Stille“. Schamanismus ist einer der vielen Wege, die zum inneren Ziel führen ...

In meiner ganz persönlichen Weise integriere ich auch meine Art  von Schamanismus in mein Leben und bin damit glücklich.

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