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11.02.2013 / Alleinstellungsmerkmal

Veröffentlicht am 11.02.2013

Ich frage mich wovon unser Leben als Menschen am meisten geprägt ist? Was uns auf lokaler wie auf globaler Ebene so wichtig ist, dass es unser tägliches Verhalten bis hin zu den intimsten Details beeinflusst? Sind eher die Qualitäten die uns allen eigen sind, Fähigkeiten die wir alle haben? Oder vielleicht ist es eher das, was uns von einander unterscheidet, das uns einzigartig und unvergleichbar macht? Ist es uns wichtig der/die zu sein, die wir in unserem Inneren spüren, dass wir es bereits sind ? Oder ist es uns wichtiger zu dem zu werden, was die „Außenwelt“ von uns fordert? Nach welchen Maßstäben werden unsere angeborenen Gaben, Qualitäten und Fähigkeiten wahrgenommen und bemessen und welche Rolle spielen sie für unsere Entwicklung im Leben?

Es scheint mir so zu sein, dass wir Menschen pflegen in einer Welt der Kontradiktionen zu leben: auf der einer Seite behaupten wir das Leben zu achten und bemühen uns, dass jedes geborene Kind überlebt; auf der anderen Seite pflegen und hegen ein Erziehungssystem, das dem Kind beibringt, dass es alleine, so wie es geboren wurde, eigentlich nicht viel Wert ist. Wir trichtern dann dem Kind ein, dass das, was er bereits IST, nicht wirklich genügt um zu überleben. Wir bringen dem Kind bei, dass das Leben ein gefährlicher Wettkampf ist, bei dem nur „die Besten“ gewinnen können und, dass „einer der Besten“ zu sein, die Meisterschaft über ein Regelwerk bedeutet, das vorschreibt, dass jeder Mensch auf sich „allein gestellt“ ist. Wir zeigen dem Kind in aller Frühe einen trostlosen Pfad, der sich in einer von Angst und Unsicherheit geplagten Umgebung von einer „Prüfung der Regeln“ zur nächsten „Prüfung der Regeln“ schlängelt und mit Titeln, Diplomen und Zertifikate bepflastert ist - und wir nennen diesen  Weg „im Leben etwas aus sich machen“.

Dabei sieht es meist so aus, dass der junge Mensch, der vor uns voller Neugierde steht, uns nicht wirklich interessiert. Wir nehmen ihn nicht wirklich so wahr, wie er ist, sondern nur so, wie es uns „das Regelwerk“, dem wir alle uns unbewusst verpflichtet haben, vorgibt. Wir wollen es gar nicht wahr haben, dass das Kind vor uns bereits vollständig ist und, dass es ein neues, noch unerkanntes Potential mit sich bringt, das nur darauf wartet sich selbst zu entfalten und uns allen etwas neues und unbekanntes zu verschenken. Wir wollen nicht mehr wissen „wer“ der neue Mensch IST – wir wollen ihn nur nach dem Muster formen,  nach dem wir selbst in unserer Kindheit auch geformt wurden. Denn das meinen wir zu „kennen“ und, von dem was wir zu „kennen“ meinen, haben wir weniger Angst, dass es „besser“ als wir werden könnte und uns dann so „unseren Platz“ streitig machen würde. Denn auch wir haben es sehr früh gelernt, dass wir auf uns „allein gestellt“ sind, dass wir uns gegen alle anderen „behaupten müssen“, dass wir es nur dann „gut“ haben, wenn wir „die Besten sind“ und dass es allein „das Regelwerk“ bestimmt was „der Beste zu sein“ bedeutet …

Ich habe das Gefühl, dass wir in einer Welt leben, in der wir für das, was „wir aus uns gemacht haben“, so gut wie nur möglich werben müssen. Und wir zwingen uns das zu tun, weil wir uns davon abhängig gemacht haben, dass nur wenn viele andere Menschen „unsere Leistung" kaufen, nur dann wir mit unserem „Lebensunterhalt“ belohnt werden. Eine Welt in der wir stets die „Gewinner“ eines Spiels um unser Leben sein müssen, wenn wir nicht als „Verlierer“ um unser Leben bangen wollen.

Unser Leben wird, heute wie vor Tausenden vor Jahren, von einem Regelwerk gelenkt, das unsere Lebensberechtigung als bewusste Wesen grundsätzlich in Frage stellt – denn in einem Spiel „jeder gegen jeden“ gewinnt am Ende keiner. Anscheinend haben wir uns entschieden unser Geburtsrecht selbst  zu verspielen – denn laut unser „Regelwerk für Menschen“ dürfen wir nicht einfach leben, sondern wir bestehen darauf, dass  wir es, trotz angeblicher Zivilisation, uns dieses Recht erst „verdienen“ müssen. Das hat uns die Natur so nicht vorgelebt. Das haben wir uns in der Tat alleine zu verdanken.

Ich frage mich jedoch: Muss das heute  wirklich noch so sein?